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Im Februar dieses Jahres stellten sich 3 Windsurfer und ein Kamerateam einer der gefürchtetsten Schiffsrouten, dem Kap Hoorn, um es mit den Windsurfbrettern zu umsegeln. Sie wollten wissen, wie es sich für die alten Seeleute anfühlte, ohne Motor nur den Naturelemente ausgesetzt, diese chilenische Landspitze zu umrunden. Der Mythos Kap Hoorn und der Gedanke daran, dass hier mehr als 10.000 Menschen den Tod fanden, machte das Abenteuer zu einem reinen Nervenkitzel.
Ausgerüstet mit einer Sony XDCAM PDW-700 und einer Spiegelreflex Canon EOS D20, machte sich die Crew von Santiago de Chile aus auf den Weg über die chilenische Pazifikküste und Patagonien an das Ende der Welt – Tierra del Fuego.
Das Abenteuer wurde filmerisch und bildnerisch dokumentiert und wird als Dokumentarfilm Ende des Jahres auf DVD erscheinen.
Die intensiven Trainingstage am Pazifik und an einigen Seen im Nationalpark Torres del Paine sollte die Windsurfer auf die eisigen Temperaturen, die sie im Süden antreffen würden, vorbereiten. Der kalte Wind, der von den Gletschern weht und die Temperaturen in der Nacht bis zum Nullpunkt fallen lässt, wurde bald nicht mehr als unangenehm empfunden, er wurde zur Selbstverständlichkeit. Ohne Wind würde diesem Land etwas fehlen, ein Element, welches hier entsteht, dem Wasser die Wellen gibt, die Bäume in eine Richtung wachsen lässt, in das Leben Bewegung bringt - in einer menschenleeren Wüste.
Die Zivilisation verschwand immer weiter in die Ferne, das Kap Hoorn rückte immer näher. Im Zeitalter der Segelschifffahrt zerschellten Hunderte von Schiffen bei dem Versuch, das Kap zu umrunden. Südlich von Kap Hoorn treffen Atlantik und Pazifik mit warmen und kalten Wassermassen aufeinander. Dies erzeugt eine starke Strömung in Richtung Osten. Gleichzeitig bilden sich warme und kalte Luftmassen heraus, die ebenfalls an dieser Grenze aufeinandertreffen. Das Ergebnis sind Tiefdruckwirbel, die sich zu Orkanen mit bis zu 160 km/h entwickeln können.
Ushuaia, die südlichste Stadt Argentiniens, war der Ausgangspunkt der Crew. Hier verließen sie den Hafen mit der Santa Maria, ihrem Begleitboot. Nach einer Übernachtung in Puerto Williams, brachen die Abenteurer über den Beagle Kanal auf Richtung Murray Kanal. In den Kanälen wurde noch jede Möglichkeit genutzt, um zu surfen und das Material zu testen. Das raue Klima machte sich immer mehr bemerkbar, an manchen Tagen wurden Böen bis zu 65 Knoten gemessen.
Der erste Versuch, das Kap Hoorn zu umrunden, erfolgte von der Isla Hall aus. Es war schon später Nachmittag und die vorhergesehene Front kam immer näher. Nach ca. 30 min wurden die Wellen höher und die Böen erreichten Spitzen von 50 Knoten. Dass es in diesem Moment vor dem Kap Hoorn um einiges wilder zugeht, war allen bewusst. So entschied die Crew den Versuch abzubrechen, um nicht das Risiko einzugehen, das Material zu zerstören und nicht mehr zurück auf das Boot zu kommen.
Das erste Mal haben die Windsurfer die Elemente, die vor dem Kap Hoorn mit aller Gewalt zusammen treffen, am eigenen Körper erlebt. Haben gespürt, dass sie vollkommen der Natur ausgesetzt sind, und wenn es darauf ankommt, die Schwächeren sein werden. Alles was man sich vorher gedacht hat, stellt man jetzt in Frage. Hier geht es nicht um einen sportlichen Erfolg, hier geht es vielmehr um einen Wettkampf zwischen Mensch und Natur in der pursten Form. Nun wird allen bewusst, dass sie auf sich selbst gestellt sind, jeder muss selbst die Entscheidung treffen, ob er sich diesen Naturelementen hingibt und das vielleicht größte Risiko seines Lebens damit eingeht.
Auch für die Filmcrew wurde das Projekt zu einer Herausforderung, die Bewegungen am Boot, die ständige Kälte und natürlich die Seekrankheit erschwerten die Aufnahmen extrem. Dazu kam die Feuchtigkeit vom Meer und der Nieselregen, vor dem man die Geräte immer wieder schützen musste und trotzdem keine Einstellung verpassen durfte.
Das Tief war über Nacht in voller Stärke hereingekommen und so verbrachte die Crew 2 Tage in der Caleta Martial. Jeder konnte sich in diesen Stunden intensiv mit der Situation auseinandersetzen und Energie tanken. Die Vorfreude, endlich mit dem Kap Hoorn eins zu werden, wurde jetzt immer grösser.
Am Tag darauf verliess die Santa Maria sehr früh die Bucht, es war nicht möglich noch länger zu warten, da sich schon die nächste Front angekündigt hat. Die Spannung, die in der Luft lag, wurde immer grösser, desto näher sich das Boot dem Kap näherte. Auch das Meer fing an immer stärker zu brodeln, die Wellen waren bis zu 6 Meter hoch, die Dünung wurde immer gewaltiger und die Böenspitzen erreichten Windstärken bis zu 8... Dazu kam noch das Übel der Seekrankheit an dem nun beinahe alle litten. Um in diesem Moment in das Wasser zu springen, braucht man wenigstens die Gewissheit, dass im Ernstfall das Begleitboot im Stande ist umzudrehen und den Windsurfer aufnehmen kann. Denn wenn der Mast bricht und man am Surfbrett den Wellen und Dünungen ausgeliefert ist, wird man unweigerlich von der Strömung zur Küste hingetragen, um dort zusammen mit einer der Wellen in den Klippen des Kaps zu zerschmettern. Allen war klar, dass jeder für sich alleine kämpfen muss.
Die Gefahr ein Leben zu riskieren, war an diesem Tag eindeutig zu gross.
So umsegelte die gesamte Besatzung das Kap auf der Santa Maria und keiner der Crew konnte den Blick von diesem eindrucksvollen Kap Hoorn abwenden. Jedem wurde einmal mehr bewusst, dass der Mensch nur ein kleiner Nebendarsteller auf diesem Planeten ist, der schnell von der Bühne verschwinden kann …
Technisch betreut wurde das Team von Thomas Miklautsch von pro.media Graz. Produziert wurde auf dem Broadcast HD-Camcorder PDW-700 von Sony und in der Postproduction wird auf einem Avid Media Composer System gearbeitet.
Regie, Kamera und Schnitt: Thomas Miklautsch
2. Kamera: Peter Stickler
Fotos: Anja Krois