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Noch vor dem Austria Launch testeten Wolfram Zöttl, AAC gemeinsam mit Alexander Boboschewski, AAC eines der ersten in Europa verfügbaren Modelle der Blackmagic URSA intensiv.
Hier die Ergebnisse des Tests:
Die URSA ist eine ziemlich schwere Kamera. Der Body allein, ohne Akku und Zubehör wiegt ca. 8kg.
Eigentlich soll sie ja eher in Richtung ENG Kamera gehen, das zeigt auch schon das Design, doch mitsamt einer guten Optik und diversem Zubehör kommt die Traglast dann schon in Bereiche von 12kg bis 13kg.
Dafür ist sie solide verarbeitet. Alles ist aus festen Metall-/Aluminiumteilen.
Der Handgriff ist sehr praktisch überlegt und lässt sich leicht in einer Schiene in der optischen Achse verschieben, sodass auch unterschiedliche Belastungen in den Schwerpunkt gebracht werden können. Der Griff lässt sich auch umgekehrt montieren und die Befestigung ist richtig solide. Der Griff bietet zusätzlich mehrere Gewindeöffnungen, um das dementsprechende Zubehör - wie Sucher - leicht befestigen zu können.
ACHTUNG jedoch es sind nicht nur metrische, sondern auch zöllige Schrauben verbaut, also dementsprechendes Werkzeug besorgen.
Wir haben versucht, den Chipblock zu entfernen, da ja später auch andere Module erhältlich sein werden. Doch uns blieb das Innenleben verborgen, es war trotz Entfernung aller Schrauben nicht möglich den Block zu entfernen.
Der Lüfter ist merklich hörbar, schaltet auch beim Recording nicht herunter, aber die Lautstärke hält sich in Grenzen und somit ist die URSA auch für Studioaufnahmen sicher kein Problem.
Die Hitzeentwicklung war auch nirgends (auch am Chipblock) nicht zu erkennen. Die Wasserkühlung ist ausgezeichnet ausgeführt.
Die Kamera ist haptisch sehr angenehm gebaut. Alles fühlt sich solide an und die Knöpfe sind sehr gut zu bedienen, mit Ausnahme der Audio-Regler vielleicht, die ein wenig zu tief versenkt worden sind. Diese sind auch digitale Regler, haben also keinen direkten Anschlag. Dies ist sicher ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Auffallend ist natürlich der große Suchermonitor.
Grundsätzlich ist die Idee dafür ja perfekt, jedoch schafft dieses Feature weitere neue Operator-Situationen:
Man sieht die Optik nicht und muss im ausgeklappten Zustand um den Monitor greifen und eigentlich "blind bedienen".
Dies ist bei Blendeneinstellungen etwas mühsam, denn scheinbar hat die Kamera im Display unsere Optik falsch ausgelesen.
Unsere Canon Prime war auf T 5.6 und die Kamera zeigte munter 5.2 an. Ein Unterschied von ca. 1/3 Blende. Also wird der Kontroll-Blick rund um den Monitor zur nötigen Körperertüchtigung.
Der Monitor lässt sich 90° auf- und abwärts klappen. Und ist ausgezeichnet im Sonnenlicht. Die Angst also, man müsse sich ein Black-Tent rundum bauen ist verfrüht und vielleicht tut's eine kleine Fahne auch schon.
Schade, dass sich der Monitor nicht um 180° klappen lässt, denn dann könnte man auch im eingeklappten Zustand Anzeigen sehen, denn wen der Monitor zugeklappt ist, ist auch der Touch-Monitor und die C-Fast-Bays verdeckt. Einzig 6 Knöpfe bleiben auf der "smart-side" übrig.
Zu den bays: Wenn man auf RAW aufzeichnet und pro 60GB-Karte (momentan zwischen €650.- und €800.-) nur ca. 2,5min Aufzeichnungszeit hat, dann wird man schnell zum DJ. Wenn dann der eingeklappte Monitor dann auch noch von einem evtl. extern verwendeten Sucher "verbaut" ist, dann ird der Materialwechsel mühsamer und langwieriger.
Die Touch Monitore sind, wie bei der Cinema-Kamera aufgebaut und elegant zu bedienen. Leider gibt es keine Möglichkeit die Einstellungen zu "locken" oder zu speichern, denn auch beim Test ist es passiert, dass eine versehentliche Bewegung und eine Berührung am Monitor etwas verstellt hat und wir mussten dann raten, welche Einstellung wir hatten.
Mit der aktuellen Firmware lässt sich die Helligkeit der 3 Monitore nur gemeinsam einstellen, Peaking und Menü-Operationen sind aber separat einstell- und wählbar.
Im Display wird bei der URSA auch eine Waveform Darstellung gezeigt. Diese zeigt auch in rot Clipping an und scheint sehr praktisch. für die Kanäle gibt es Mute und Solo-Tasten, diese scheinen aber momentan noch ohne Funktion. Es gibt auch für diese Einstellungen keine Anzeigen im Display.
Die Einstellung der Tonspuren ist auch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Es lassen sich 2 Audio-Kanäle aufzeichnen. Eine Phantomspeisung haben wir aber vergeblich gesucht.
Wählt man auf einem Kanal das interne Mikro und wählt den anderen Kanal eine andere Quelle, dann ist die Funktionalität der Kanallautstärke nicht ganz durchsichtig.
Wenn man Kanal 1 auf 0% dreht, so bleibt in der Anzeige 50% und wenn man dann Kanal 2 auf 0% dreht, dann erst geht auch die Anzeige des Kanals auf 0% zurück.
Komisch.
Die Kamera hat im Display ein Histogramm, das allerdings keine IRE-Values angibt. Man sieht also keine 100% oder keine 105%, was zur Belichtung wirklich nötig wäre.
Eine Focus-Glockenfunktion über das gesamte Bild ist vorhanden. Diese zeigt aber wirklich nur bei hochkontrastigen Bildern eine Funktion. In Gesichtern, oder ähnlichem Content konnten wir kaum eine Veränderung feststellen.
Das Peaking lässt sich in Grün über das Bild legen. Leider wird es dann in Greenscreen-Aufnahmen fast unmöglich die Schärfe zu ziehen. Hoffentlich gibt es bald in einem Firmware-Update die Möglichkeit unterschiedliche Farben als Overlay für das Peaking zu wählen.
Pixel-to-Pixel gibt es auch am großen Suchermonitor und wird dort über die ZOOM-Funktion ausgewählt. Der Bildschirm gibt aber keine Anzeige darüber, daß man nun in diesem Modus ist.
TIPP: Beim Assi-Monitor auf der "Dumb-Side" lässt sich die Pixel-to-Pixel-Funktion per Doppel-Tap am Bild aktivieren!
Leider gibt es auch keine Möglichkeit einen Farbbalken zu aktivieren. Auch eine Mono-Funktion für den Bildschirm sucht man vergeblich.
Die Kamera hat 2 Gamma-Einstellungen, Film und Video. Film ist flacher und Video ist REC709. Für die Einstellung gibt es auf den Monitoren auch keine Anzeige!
Einen Weissableichs-Knopf sucht man vergebens und auch ND-Filter. Die Kelvinskala ist auch limitiert von 2500K-8000K. Die Achse Grün Magenta ist nicht veränderbar.
In-Camera-Slating ist auch ein Feature, das man noch beachten sollte. In Resolve kann man dann die Takenummern und Kommentare auslesen. Über Premiere war dies nicht möglich.
Wir haben einen ausführlichen Test durchgeführt und haben festgestellt, daß die Kamera ca. 13,5 Blenden "sieht".
Das Rating 800 von Blackmagic können wir aber durch den niedrigen StN-Abstand nicht wirklich nachvollziehen. Wir vermuten ein Rating zwischen 300 und 400 ISO.
Die Farbreproduktion im Rot gibt wenig Detailunterschiede. Bei REc709 sind die Farben zu saturiert.
Im Lo-Light performt die URSA sehr gut und Details sowol im Schatten, als auch in den Highlights werden gut dargestellt.
In unserem Testsetup waren transparente Seidentücher in unterschiedlichen Farben im Einsatz, die gleichzeitig die Farbreproduktion und Kompression überprüfen sollten.
Ein leichtes Violett wurde hauptsächlich als blau dargestellt und Orange- und Rottöne reproduzieren nicht 100% real.
Ein Rotationscheiben-Test bestätigt die Existenz eines Global-Shutter.
Die Kamera ist im Preis-Leistungsverhältnis sicher unschlagbar. Sie sieht nach einer richtigen Filmkamera aus und ist auch sehr einfach zu bedienen.
Es wird jedoch viel Zubehör nötig werden (Sucher), um eine praktikable Einsatzmöglichkeit zu schaffen.
Die Kamera ist sehr schwer und wird sich im ENG-Segment daher nicht wirklich durchsetzen.
Eine sehr gute Verarbeitung wird die Kamera sicher in gutem Zustand, auch bei schweren Einsätzen, erhalten.
Wie sich jedoch Sand und andere Umwelteinflüsse auf den Lüfterblock auswirken, können wir bei diesen großen Öffnungen nur erahnen und wir hoffen, dass die Elektronik intern auch noch zusätzlich geschützt ist.
Eine tolle Kamera, die wir noch öfter in Gebrauch haben werden und vor Allem, die sich durch zukünftige Firmware-Updates sehr verbessern wird und mt möglichen Zusatzoptionen von Blackmagic (Aufsteckrekorder, etc.) sicher noch modular erweitern lassen wird.
Und das Video zum Test gibt es hier: : http://youtu.be/HJw8jNP-UVA